Dienstag, 15. April 2014

Der Animus

Laut der analytischen Psychologie hat die Frau in ihrer Psyche eine Instanz, welche das Gegenstück zu ihrer weiblichen Seite darstellt, den Archetypus des Animus, ihre männliche Seite.
Der Animus wird sich in dem Masse in der Psyche der Frau bilden, wie sie Kontakt mit dem männlichen Geschlecht haben wird, also mit ihrem Vater,ihren Brüdern, Onkel, Lehrern, Freunden, etc. Der Animus wird auch durch das Bild des Mannes der jeweiligen Kultur beeinflusst und gleichzeitig durch die in ihr eigene latenten maskulinen Eigenschaften. Laut Carl Gustav Jung formt der Vater das Bild des Animus beim Mädchen.Die Frau, anstatt selbst zu denken, zitiert  immer wieder ihren Vater und will so denken wie er.
Das Problem ergibt sich, wenn die Frau ihren Animus auf ihren Mann, Liebhaber, Chef oder Lehrer projiziert, da sie nicht den Mann sieht wie er wirklich ist oder besser gesagt, sie sieht ihn durch ihre verbogene Brille. Wenn sich der Mann an die Projizierungen der Frau angepasst hat oder sein  natürliches Verhalten die Projizierungen der Frau trifft, wird die Beziehung harmonisch. Falls nicht, fühlt sich der Mann, so wie er ist, nicht akzeptiert und die Frau denkt, dass der Mann sie getäuscht hat, da er sich nach einer gewissen Zeit anders verhält. Die Frau beginnt ihn zu erniedrigen, ihn abzulehnen. Wenig von dem was er tut, hat noch Wert für sie, er verliert an Bewunderung. Sie vergleicht ihn ständig mit anderen Männern, die so handeln wie die projizierten  Bilder  ihres Animus.

Die Frau besitzt mehrere Stufen des Animus gemäss ihrer spirituellen inneren  Entwicklung. Daher wird die etwas niedriger  entwickelte Frau Interesse für den Mann zeigen, der das Primitive repräsentiert, der typische Tarzan Mann, muskulös, der von den einfachen Dingen etwas versteht, es ist der Mann,der sich durch seine Muskeln  Respekt verschafft,sozusagen seine animalische Seite,   ein Athlet mit einem gut gebauten Körper.Er ist ein erotischer Mann, physisch begabt, schön, aber andererseits schafft er es nicht eingebildetes und inteligentes oder tiefes Gespräch über existentielle grundlegende Themen zu führen.
Diese Frau mit einem wenig ausgebildetem Animus wird sich auf Argumente stützen, welche sie im Fernsehen gehört oder in Zeitschriften  gelesen hat oder im Café aufgeschnappt hat. Auf der anderen Seite die gebildetere Frau, die ihre Argumente mit Hilfe von Zitaten berühmter Schriftsteller, Philosophen, Politikern vertretten wird. Sie wird sich auf das stützen, was sie in der Universität gelernt hat und  in Büchern die  sie gelesen hat. Der Animus dieser Frau entschpricht dem Bild eines gebildeten Mannes, der Einfluss in seinem Umfeld hat, ein Staatsmann, ein Diplomat. Sie bewundert die Intelligenz der Männer und ihre rationalen Fähigkeiten. Sie selbst ist mantal orientiert und lässt sich mehr von ihrer Vernunft leiten, aber dies zum Nachteil ihrer Gefühle.

Eine andere Stufe des Animus, eine höhere, ist die des weisen Mannes, Gandhi, Jesus Christus, der reine und spirituelle Mensch. Der vor allem menschlich, gerecht und Menschenfreund ist. Der Mann der sich an die zweite Stelle setzt, um den anderen Priorität zu geben.Der Mann, der nie  rohe Gewalt nutzt um sich durchzusetzen, sondern das Einvernehmen/Konsens sucht. Dieser Mann interessiert sich für das Leben, bemüht sich um innere Entwicklung, Kunst und Schönheit.
Laut Carl Gustav Jung kann der destruktive Animus   ihre Söhne zu Tode bringen, d.h. dass die Söhne nie heiraten werden. Eine Mutter, dessen Sohn ertrank, sagte folgendes: Ich ziehe es so vor, es ist besser, als ihn an eine andere Frau abzugeben.



Ein Vater, Alkoholiker, der zu Hause seine
Kinder angriff, oder eine Frau  die vergewaltigt wurde, rufen per se einen gewaltätigen, negativen Animus hervor. Ein negativer Animus  erzeugt in der Frau ein Gefühl von Unfähigkeit,
 -ich bin schmutzig, ich fühle mich wie eine Prostituierte, ich werde es nie schaffen jemanden zu lieben, mich wird auch niemand lieben, ich kann nicht, ich werde nie glücklich sein-.

Eine Frau , die im Alter von 4 Jahren von ihrem Onkel missbraucht worden war, träumte fast täglich von Männern, die sie quälten, die sie verachteten, die sie benutzten wie eine Puppe um  sie dann wegzuwerfen. Da ihr Animus so negativ ist, schliesst  sie sich im wirklichen Leben immer wieder konfliktgeladenen und perversen Männern an, die sie körperlich sowie psychisch misshandeln, die sie ständig leiden lassen.Männer die sie ausnutzen und stetig erniedrigen. Männer die sie vergewaltigen, die ihr Leben zu einem konstanten Terror machen.
Bei eine Patientin, deren Vater Alkoholiker und   gewaltätig war, spielten sich immer,  wenn er nach Hause kam, gewaltätige Szenen mit der Mutter ab.Diese Patientin heiratete einen Alkoholiker.
Wenn sie sich trennen wollte, verfolgte er sie wohin sie sich auch versteckt, er droht ihr immer noch sie zu töten.


Aber wenn der Animus bewusst gemacht worden ist, wird er zu einem Führer in der beruflichen Karriere der Frau , er gibt ihr Sicherheit und Impulse besondere Projekte zu verwirklichen und das mit Erfolg.
Sie ist fähig Gruppen zu leiten und ihre Energie für ihr eigenes inneres Wachstum und das anderer Menschen zu nutzen. Mit der Bewusstmachung des finsteren Animus hört die Frau auf ihre unheilvolle innere Seite auf den Mann zu projizieren.Der Kreis des Ouroboros wird getrennt und somit wird sie zum ersten Mal in ihrem Leben die wahre Liebe kennenlernen und die totale sexuelle Befriedigung, die indem sie sich einem Mann, der sie achtet und  hingibt, ohne durch Angst den besonderen Moment kontrollieren zu wollen.Eine neue Dimension, welche absolut normal ist, aber für sie ist es die Entdeckung des Anderen und des Aussergewöhnlichen in ihrem Leben. Siehe Archetypus der Anima

Der Komplex in der Analytischen Psychologie nach Carl G. Jung

Der Begriff “Komplex” wurde von Carl G. Jung in die Sprache der Analytischen Psychologie eingeführt als er erklärte, dass eine Einheit der Psyche existiert, die fundamental für das Verständnis unserer Seele ist. Heutzutage ist dieser Begriff so gebräuchlich, dass man ihn in der täglichen Kommunikation verwendet,um zum Beispiel zwischen Freunden ein Verhalten zu beschreiben, welches nicht das erwartete ist.
Wenn jemand in bestimmten Situationen es unterlässt einen Schritt weiterzugehen aus Angst vor den Folgen oder es unterlässt eine Entscheidung zu treffen aus Angst sich zu irren, in der spanisch sprechenden Welt würden die Freunde zu ihm sagen,“lass los deine Komplexe“ oder   „du bist komplexbeladen“„..etc.
 Als ich an der Bremer Universität mein Diplom schrieb, legte ich dar, dass  nicht nur ein  individueller Komplex existiert, sondern dass jede Kultur auf gemeinsamer Ebene ihren eigenen sozialen Komplex lebt, verwurzelt in den Archetypen.
 Alle Menschen haben einen Komplex, aber wenige sind sich dessen bewusst. Es ist eine Instanz in unserer Seele, die laut Verena Kast in ihrem Buch „Heilung und Wandlung“, über  konzentrierte Energie verfügt, welche aktiviert wird, wenn sich der Mensch  mit einem Problem aus  seinem Umfeld nicht auseinander setzt  und nicht reif genug ist, ist dieses nicht zu bewältigen.
 Der Komplex verursacht nicht nur Schwierigkeiten, er kann bei der Person auch Freude hervorrufen und unkontrolliertes, impulsives Lachen auslösen. Aber in den meisten Fällen handelt es sich um Situationen, die Angst, Wut, Schamgefühl verursachen. Diese Emotionen erlebt man als bedrückend.
Infolgedessen entwickeln sich Verteidigungsmechanismen und der Komplex wird durch stereotypische Verhaltensweisen und pseudo Anpassungen unterdrückt, was letztendlich mehr Leiden verursacht, als die Konfrontation mit dem Komplex.



Der Mensch, der an einem Komplex leidet lebt zurückgezogen, isoliert sich, um nicht die Leere zu erleiden. Er lebt in einem oberflächlich aufgebauten Milieu, um sich vor der Konfrontation mit seinen Schwierigkeiten  zu schützen, was die energetischen Tendenzen des Komplexes betrifft.
Author Ernesto Ferrer


  Loosli sagt uns in ihrem Buch “C.G.Jung und die Erziehung“, dass die Komplexe grosse psychische Systeme sind, die sich vom Bewusstsein unabhängig machen und sich autonom zeigen. Deswegen verursachen sie Leiden, weil die Person bewusste Interessen in ihrem Leben  hat, die durch die dem Komplex gegensätzliche, unbewusste Neigung boykottiert werden .

Zum Beispiel: bei einer Patientin die unter  Einsamkeit aufgrund von fehlenden persönlichen Beziehungen leidet, wenn sie Freundschaften schliesst, halten diese nicht lange, da eine höhere Kraft in ihr,  besser gesagt ihr Komplex, ausserhalb ihrer Kontrolle agressives und konfliktgeladenes  Verhalten   annimmt und dieses unbewusst ihre Freundschaften zerstört.
Wie ich  bereits  erwähnt habe, kann der Komplex einen Archetypischen Charakter haben, welcher nur dann destruktiv wird, wenn  das Bewusstsein  eine unausgeglichene und übermässige Kraft erhält. Siehe Archetypus Anima und Animus.

Mittwoch, 2. April 2014

Die Depression nach C.G.Jung

Die Depression ist  ein aktuelles, fast häufiges  Problem. Wie der Name schon sagt, besteht  ein Druck nach innen, es ist ein introvertierter Zustand.
Sie tritt  in einer schwierigen Lebenssituation auf in der eine Reaktion nach aussen  notwendig wäre, die Person aber ihre Handlungsfähigkeit amputiert, ihre Kraft unterdrückt mit anderen Worten sie kanalisiert ihre Energie, welche sich nach aussen richten sollte, nach innen. Die Energie wandelt sich  in eine destruktive und nicht konstruktive Kraft. Anstelle eines  Aus-Druck  tritt eine Nieder-drückung auf.

Carl Gustav Jung erzählt uns in seinem Buch “das symbolische Leben” Band 18/1, dass er eine Frau mit Depressionen behandelte, der im psychiatrischen Krankenhaus wo er arbeitete eine   depressive Psychose diagnostiziert worden war. Ihre kleine Tochter war an Thyphus gestorben, aber das war nicht der direkte Grund ihrer Erkrankung. Jung entdeckte durch den Test der freien Assoziation, dass sie in ihrer Jugend einen Mann geliebt hatte, der grosses Ansehen unter seinen Mitmenschen genossen hatte. Wegen Widrigkeiten des Lebens offenbarte sie nie diese Liebe. Sie heiratete einen anderen Mann mit dem sie zwei Kinder bekam. Ein Freund erzählte ihr später wie sehr der Mann, ihre wahre Liebe, enttäuscht war, dass sie ihn nie geheiratet hatte. Infolgedessen badete sie ihre beiden Kinder obwohl sie wusste, dass das Wasser jener Stadt verseucht war. Sie liess es zu, dass die Kinder das Wasser tranken mit der Folge, dass die kleine Tochter an einer Infektion starb.
Jung erklärte der Patientin die Beweggründe und Tötungshandlungen an ihren Kindern und  wenige Tage später kam sie aus ihrer Psychose heraus und konnte das Krankenhaus verlassen.

Die Konfrontation mit der Wahrheit, selbst wenn sie schmerzhaft ist, ist heilend. Obwohl diese Patientin ihre Schuldgefühle und Traurigkeit nicht lösen wird,  hatte sie ein Bindeglied zum Bewusstsein gefunden, was ihr erlaubte  ihre Depression zu erarbeiten und zu verstehen. Sie ist nie wieder in eine Psychose verfallen, welche sich in dem Verlust des Kontaktes zur Realität zeigt.
Wir müsssen die Depression von  beiden Seiten verstehen, zu Beginn hat sie im allgemeinen eine symbolische psychologische Ursache aber sie kann auch durch eine tiefe Veränderung des sympathischen Nervensystems auftreten.
So finden wir dies zum Beispiel bei Fällen von geistiger Erschöpfung verursacht durch exzessiven Stress oder Arbeit. Hier sollten wir die psychologische Situation  hinterfragen, die die Person dazu gebracht hat einen Lebensaspekt mit dem Übermass an Anstrengung und Arbeitsleistungen zu kompensieren.

Jung sagt uns auch in seinem Buch “das symbolische Leben” Seite 879 , dass während des Prozesses des inneren Wachstums eine Wahrheit, der man sich bis zu diesem Moment entzogen hat, eine Depression auslösen kann. Dieser Prozess ist Teil des  Individuationsweg.  So zum Beispiel eine Person die ihr Glück auf persönlichen  Eigenschaften aufgebaut hat, welche in Wahrheit  nicht die ihren waren oder auf  Liebesgeschichten, fantastischen Erfindungen die, wenn mit der Realität konfrontiert, in eine Depression führen  können.

Wenn eine Person an Gewicht verliert  kann sie auch an einer Depression leiden.
Deswegen haben die wunderbaren Diäten in den meisten Fällen keine guten Resultate, wenn sie nicht von  einem psychotherapeutischen Prozess begleitet werden. Ich verbinde das Problem des Übergewichtes von seiner Entstehung an mit einer Beklemmung, genährt durch übermässiges und sogar schädliches Essen.

Die Depression ist ein psychischer Zustand der, wenn er korrekt erarbeitet wird, dem Patienten auf seinem Weg zur Individuation helfen kann. Es ist notwendig den depressiven Zustand zu beobachten, der eine unfreiwillige Regression und Introvertiertheit erzeugt, es kommt zu einer Reminiszenz der Vergangenheit,  ein endopsychischer Faktor. Jung spricht darüber in seinem Buch „Symbole der Transformation“ Seite 513. Es vollzieht sich eine Übertragung der Vergangenheit, hervorgerufen durch eine Depression in der Gegenwart. Dies ist ein unbewusstes kompensatorisches Phänomen, welches bewusst gemacht werden muss, um Heilung zu finden.